|  | Franz Josef Degenhardt lyrics 
 Deutscher Sonntag lyrics
 Sonntags in der kleinen Stadt,
 wenn die Spinne Langeweile
 Fäden spinnt und ohne Eile
 giftig-grau die Wand hochkriecht,
 wenn's blank und frisch gebadet riecht,
 dann bringt mich keiner auf die Straße,
 und aus Angst und Arger lasse
 ich mein rotes Barthaar stehn,
 lass den Tag vorübergehn,
 hock am Fenster, lese meine
 Zeitung, decke Bein mit Beine,
 seh, hör und rieche nebenbei
 das ganze Sonntagseinerlei.
 Tada-da-da-dam...
 
 Da treten sie zum Kirchgang an,
 Familienleittiere voran,
 Hütchen, Schühchen, Täschchen passend,
 ihre Männer unterfassend,
 die sie heimlich vorwärts schieben,
 weil die gern zu Hause blieben.
 Und dann kommen sie zurück
 mit dem gleichen bösen Blick,
 Hütchen, Schühchen, Täschchen passend,
 ihre Männer unterfassend,
 die sie heimlich heimwärts ziehn,
 daß sie nicht in Kneipen fliehn.
 Tada-da-da-dam...
 
 Wenn die Bratendüfte wehen,
 Jungfrauen den Kaplan umstehen,
 der so nette Witzchen macht,
 und wenn es dann so harmlos lacht,
 wenn auf allen Fensterbänken
 Pudding dampft, und aus den Schenken
 schallt das Lied vom Wiesengrund
 und daß am Bach ein Birklein stund,
 alle Glocken läuten mit,
 die ganze Stadt kriegt Appetit,
 das ist dann genau die Zeit,
 da frier ich vor Gemütlichkeit.
 Tada-da-da-dam...
 
 Da hockt die ganze Stadt und mampft,
 daß Bratenschweiß aus Fenstern dampft.
 Durch die fette Stille dringen Gaumenschnalzen,
 Schüsselklingen, Messer, die auf Knochen stoßen,
 und das Blubbern dicker Soßen.
 Hat nicht irgendwas geschrien?
 Jetzt nicht aus dem Fenster sehn,
 wo auf Hausvorgärtenmauern
 ausgefranste Krähen lauern.
 Was nur da geschrien hat?
 Ich werd so entsetzlich satt.
 Tada-da-da-dam...
 
 Wenn Zigarrenwolken schweben,
 aufgeblähte Nüstern beben,
 aus Musiktruhn Donauwellen
 plätschern, über Mägen quellen,
 hat die Luft sich angestaut,
 die ganze Stadt hockt und verdaut.
 Woher kam der laute Knall?
 Brach ein Flugzeug durch den Schall?
 Oder ob mit 'm Mal die Stadt
 ihr Bäuerchen gelassen hat?
 Die Luft riecht süß und säuerlich.
 Ich glaube, ich erbreche mich,
 Tada-da-da-dam...
 
 Dann geht's zu den Schlachtfeldstätten,
 um im Geiste mitzutreten,
 mitzuschießen, mitzustechen,
 sich für wochentags zu rächen,
 um im Chor Worte zu röhren,
 die beim Gottesdienst nur stören.
 Schinkenspeckgesichter lachen
 treuherzig, weil Knochen krachen
 werden. Ich verstopf die Ohren
 meiner Kinder. Traumverloren
 hocken auf den Stadtparkbänken
 Greise, die an Sedan denken.
 Tada-da-da-dam...
 
 Dann ist die Spaziergangstunde,
 durch die Stadt, zweimal die Runde.
 Hüte ziehen, spärlich nicken,
 wenn ein Chef kommt, tiefer bücken.
 Achtung, daß die Sahneballen
 dann nicht in den Rinnstein rollen.
 Kinder baumeln, ziehen Hände,
 man hat ihnen bunte, fremde
 Fliegen - Beine ausgefetzt -
 sorgsam an den Hals gesetzt,
 daß sie die Kinder beißen solln,
 wenn sie zum Bahndamm fliehen wolln.
 Tada-da-da-dam..,.
 
 Wenn zur Ruh die Glocken läuten,
 Kneipen nur ihr Licht vergeuden,
 wird's in Couchecken beschaulich.
 Das ist dann die Zeit, da trau ich
 mich hinaus, um nachzusehen,
 ob die Sterne richtig stehen,
 Abendstille überall. Bloß
 manchmal Lachen wie ein Windstoß
 über ein Mattscheibenspäßchen.
 Jeder schlürft noch rasch ein Gläschen
 und stöhnt über seinen Bauch
 und unsern kranken Nachbarn auch.
 Sonntags in der kleinen Stadt,
 sonntags in der deutschen Stadt.
 
 
 Other  Franz Josef Degenhardt  lyrics:
 
 Santacher lyrics
 Spiel Nicht Mit Den Schmuddelkindern lyrics
 
 
 
 |  |